Demi Pair in Neuseeland

Erfahrungsbericht von Bery

Ich bin Bery, 20 Jahre alt und werde in rund zwei Wochen meine Gastfamilie in Neuseeland verabschieden müssen. Als ich Deutschland im März 2014 verlassen habe und mich von all meinen Liebsten verabschiedet habe, hat keiner geahnt, dass ich nach meinem dreimonatigen Demi Pair Aufenthalt noch nicht zurückkehren werde.

Schon in den ersten Wochen hat mich Neuseeland mit Land und Leuten so in seinen Bann gezogen, dass ich mir sicher war für mich war die Zeit nach Hause zugehen noch nicht gekommen. Die ersten Monate verliefen nicht reibungslos, in meinem Sprachkurs für das CAE Examen war ich anfangs schlichtweg überfordert, ich hatte einen Autounfall und mit Sicherheit nicht die einfachsten Kinder. Da war dennoch etwas in mir, das mich weitermachen lies. Es war nur eine Frage der Zeit, sich an das Englischsprechen zu gewöhnen und somit hat mir der Kurs letzten Endes Spaß gemacht und ich habe auch mein Examen bestanden. Mit meinen Kids bin ich enger und enger zusammengewachsen und jetzt, nach 9 Monaten, habe ich sie so fest in mein Herz geschlossen, dass es sicherlich hart wird ‚Tschüss‘ zu sagen. Wer bringt einen denn immer wieder auf die Palme und dennoch so oft so herzhaft zu lachen? Wer stellt so viele Fragen und lehrt uns doch so viel? Wer macht die größte Unordnung und bringt unser Leben doch irgendwie in Ordnung? Wer, wenn nicht die Kinder dieser Erde?

Ich war unentschlossen, wie es bei mir nach drei Monaten im Ausland weitergeht, was wäre wohl der richtige Studiengang für mich etc.? Mein Gastvater hat in einem Gespräch dann ganz beiläufig geäußert, dass ich doch gar nicht zur Uni muss, dass ich einfach hier bleiben soll, er würde mein Reisepass verstecken. Klar, erstmals drang das bei mir nur als Witz durch, aber ich hab mir Gedanken darüber gemacht, was sich ändern würde… späterer Start an der Uni als die meisten meiner Freunde – aber was ist schon ein Jahr in unserem ganzen Leben? Längere Abwesenheit von ‚Zuhause‘ und all den Liebsten – aber wir wachsen an den Herausforderungen, die wir uns selbst stellen und lernen Dinge und Personen mehr zu schätzen, wenn wir eine Weile ohne sie sind. Ein weiterer Winter stand vor der Tür in NZ – aber wer weiß wie viele Sommer ich in Deutschland noch erleben werde im Vergleich zu den Wintern in NZ? Viele Kleinigkeiten, die mir durch den Kopf gingen, aber letzten Endes war mir klar, dass ich diese Gelegenheit nie mehr haben werde, dass ich mein Englisch weiterhin verbessern kann und dass ich einfach noch nicht nach Hause wollte, ich wollte mehr sehen, kennenlernen und erleben in Neuseeland. So kam es dazu, dass ich meine Flüge umgebucht habe und noch immer eine unglaublich prägende und unvergessliche Zeit (er)lebe. Ich denke, dass jeder solch eine Erfahrung auf eine unterschiedliche Art und Weise erlebt, aber für mich steht fest, dass man daran wächst, dass man nie aufhören sollte an sich selbst zu glauben und das dir gar niemand jemals diese Zeit wieder wegnehmen kann. Diese Zeit hier hat mir sehr gut gefallen, aber nicht weil es immer einfach war, sondern vielmehr, weil ich mehr zu mir selbst gefunden habe, mir klar geworden bin, worauf es für mich persönlich im Leben ankommt und weil sie mich ermutigt hat weiterhin mein Leben in die Hand zu nehmen und etwas daraus zu machen.

Mit den Kids habe ich alles Mögliche gemacht, aber vor allem habe ich verschiedene Arten Feste zu feiern kennengelernt. Ostern, Weihnachten, Kindergeburtstage… Sind das nicht Dinge, zu denen wir insgeheim unsere eigenen Vorstellungen haben, die auf unseren eigenen Gewohnheiten, Erfahrungen und Erlebnissen basieren? Es ist so eine Bereicherung, diese Traditionen mal mit anderen Augen betrachten zu können.

Ich bin ein Outdoor-Typ, deswegen stand Neuseeland auch ganz oben auf meiner Liste. Es war mir von Anfang an klar, dass ich nicht zurückfliege ohne zu reisen und ich wurde in keiner Weise enttäuscht. Glücklicherweise ist meine Gastfamilie flexibel, sodass wir immer mal wieder Termine ausmachen konnten, an denen ich für ein paar Wochen oder Tage das Land erkunden konnte. Dazu gehörte ein Wochenendtrip zum Milford Sound, 2 Wochen backpackern auf der Südinsel und letzten Endes 3 Wochen Neuseeland- Rundreise mit meinen Eltern, die mich kurzentschlossen besucht haben.

Für mich persönlich geht es jetzt noch 2 ½ Monate nach Australien, bevor ich nach einem Jahr Down Under tatsächlich wieder nach Hause fliege.

Einen Auslandsaufenthalt kann ich nur so sehr ans Herz legen. Wie auch immer es verlaufen mag, es wird eine Bereicherung sein, die unersetzbar ist.

Alles Gute und den Mut, Dinge in die Hand zu nehmen!

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